Humankapital
30.06.2015. Was macht ein Unternehmen heutzutage erfolgreich? Erfolgreicher als seine Wettbewerber? Früher oder später haben alle potentiellen Wettbewerber vergleichbare Produktionsmittel, ähnliche Herstellungsprozesse, gleiche Vertriebswege, gleiche Rohstoffe etc. Was also macht den Unterschied? Es sind die Menschen. Das Wissen. Die Kreativität. Der Spaß an der Arbeit.
Das Wissen der Menschheit verdoppelt sich zwischenzeitlich alle 2,5 Jahre. Wir leben nicht mehr in einer Industrie- oder Dienstleistungsgesellschaft. Heute leben wir in einer Wissensgesellschaft. Das Internet der Dinge und die Möglichkeiten von „Industrie 4.0" werden unsere Unternehmens-, Produkt- und Konsumlandschaft weiter nachhaltig verändern. Unsere neue „Wissensgesellschaft" darf aber nicht mit dem Thema Digitalisierung verwechselt werden. Der Computer ist nur ein Werkzeug, mit dem die Informationen in Echtzeit verarbeitet werden können. Die Wissensgesellschaft aber basiert auf dem vernetzt denkenden, kreativen Menschen. Projekt- und Kundenwissen – also Anwendungswissen für den Kunden – ist gefragter denn je. Produktivität entsteht vor allem dort, wo Teams und Kollegen gleiche Erfahrungen machen können, wo man Kundenwünsche erahnen kann und wo vernetztes Denken kreative wertschöpfende Prozesse initiiert. Die wichtigste Ressource für die Wissensgesellschaft ist der Mensch. Das Humankapital des Unternehmens.
Investitionen in Personal sind die besten Investitionen
In Zeiten des Fachkräftemangels stellt sich natürlich die Frage, welche Möglichkeiten es für mittelständische Unternehmen gibt, dieses Humankapital zu vermehren. Hier gilt die Empfehlung, zunächst in das eigene Unternehmen zu blicken. Reserven stecken in der Reduzierung des Krankenstands, in der Aus- und Weiterbildung, in flexiblen Arbeitszeiten, in der Schaffung von Home-Arbeitsplätzen und der Verlängerung der Lebensarbeitszeit, um nur einige Maßnahmen zu nennen. In einer nahezu vollbeschäftigten Wirtschaft, wie wir sie aktuell in weiten Gebieten Deutschlands antreffen, muss der Unternehmer sich um die besten Köpfe bewerben – nicht umgekehrt. Denn in der Wissensgesellschaft gilt: Attraktive Unternehmen finden die besten Mitarbeiter. Diese Top-Mitarbeiter machen das Unternehmen und seine Leistungen für Kunden interessant und so das Unternehmen erfolgreich. Investitionen in Personal sind die besten Investitionen.
Nur zufriedene Mitarbeiter sind effektive Mitarbeiter
Mit dem Personal ist es ähnlich wie mit Kunden. Einen neuen guten Mitarbeiter zu finden ist viel schwieriger, als einen bestehenden Mitarbeiter zu halten. Insofern ist auch großes Augenmerk auf die Fluktuation zu legen. Die immensen Kosten und Leistungseinbußen von hohen Fluktuationszahlen werden häufig unterschätzt. Ein Mitarbeiter, der kündigt, trägt sich meist schon mehrere Monate mit dem Gedanken, das Unternehmen zu verlassen. In dieser Zeit ist er bereits nicht mehr so produktiv, wie er es ohne diese Überlegungen sein könnte. In der Zeit der Kündigungsfrist wird häufig nur noch „Dienst nach Vorschrift" erledigt. Bis ein geeigneter Ersatzmitarbeiter gefunden ist, kann es wieder mehrere Monate dauern. Bis der neue Mitarbeiter dann eingearbeitet ist und so produktiv, wie sein Vorgänger, werden wieder Monate – wenn nicht sogar Jahre – vergehen.
Ein angemessenes Gehalt ist ein erster wichtiger Indikator für den Wert des Humankapitals. Das Personalmarketing, die Personalentwicklung, Personalverwaltung und Lohnabrechnung sind Aufgabengebiete, welche bei größeren Unternehmen häufig im Bereich HR (Human Resources) gebündelt werden. Im Gegensatz zu großen Unternehmen haben Mittelständler häufig die stark wachsende Bedeutung dieses Unternehmensbereichs noch nicht realisiert. Schon bei sogenannten „Hygienefaktoren", wie eine angemessene und leistungsorientierte Entlohnung, die Nutzung von durch den Gesetzgeber vorgesehenen Steuervergünstigungen (Sachbezugsgutscheine, Pauschalversteuerung, Entgeltumwandlung von Einmalzahlungen) sowie die korrekte und pünktliche Abrechnung und Auszahlung des Arbeitsentgelts, haben manche kleine und mittlere Unternehmen Probleme. Gute Mitarbeiter, die schlecht bezahlt werden und trotzdem nicht wechseln, sind vielleicht gar keine guten Mitarbeiter. Insofern sollte sich jeder Unternehmer überlegen, ob er sich schlecht bezahlte Mitarbeiter leisten kann.
In der Lohnabrechnung und Personalverwaltung sind Spezialisten gefragt
Wir, die Spitz Wirtschafts- & Steuerberatung, rechnen für unsere Mandanten monatlich durchschnittlich 1.000 Mitarbeiter ab. Für die rund 70 Betriebe unserer Mandanten erstellen wir Monat für Monat die Lohn- und Gehaltsabrechnungen, führen Sozialabgaben ab, erstellen Bescheinigungen, melden Mitarbeiter an und ab, korrespondieren mit den Mitarbeitern unserer Mandanten, mit deren Sozial- und Krankenversicherungen und kümmern uns um steuerliche, sozialversicherungs- und arbeitsrechtliche Fragestellungen im Zusammenhang mit der Personalverwaltung. Der Bereich der Lohnabrechnung wird durch laufende gesetzliche Veränderungen sowie immer neue bürokratische Herausforderungen immer schwieriger. Dabei geht es in der Regel um erhebliche Beträge, die an Sozialversicherungskassen und Finanzamt abzuführen sind. Die Lohnabrechnung ist schon heute ein Paradebeispiel für die schleichende Entwicklung von der Dienstleistungsgesellschaft zur Wissensgesellschaft.
Was früher häufig die Ehefrau des Kleinunternehmers nebenbei erledigte, kann heute aufgrund des hohen geforderten Spezialwissens nur noch von Profis geleistet werden. An dieser Stelle möchte ich mich bei meinen Mitarbeitern, die sich im Bereich der Lohnabrechnung und Personalverwaltung für unsere Mandanten einsetzen, herzlich bedanken und ihnen meine Hochachtung aussprechen. Aufgrund der Anforderungen an die laufend sich ändernden Ressourcen Wissen, Kenntnisse und Erfahrungen sowie an Service und kontinuierlichem Termindruck haben sie sich meinen höchsten Respekt verdient.
Ich wünsche Ihnen, lieber Leser, ein gutes Händchen bei der Auswahl und der Pflege Ihres wichtigsten Produktionsfaktors: Ihrer Mitarbeiter. Investieren Sie in die besten Köpfe!
Schlussgedanke
Der kaufmännische Leiter sagt zum Chef: „Wir investieren so viel Geld in unsere Mitarbeiter, in hohe Löhne, in Weiterbildung. Was, wenn wir all das tun und die Mitarbeiter kündigen?" Darauf der Chef: „Was, wenn wir es nicht tun – und die Mitarbeiter bleiben?"
Text: Georg Spitz