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Strategische Planung im Mittelstand beginnt beim Unternehmer

Ohne WARUM, kein WAS und schon gar kein WIE!

Strategische Planung im Mittelstand beginnt beim Unternehmer

Im Mittelstand gibt es in der Regel einen Unternehmer und eine Unternehmerfamilie. Somit gibt es also eine Familie, deren persönliche Zukunft eng mit der Zukunft des Unternehmens verbunden ist. Es geht hierbei zwar überwiegend um finanzielle Gesichtspunkte – aber eben auch um Sicherheitsbedürfnisse, Lebensqualität, Anerkennung und Freude an der Gestaltung der eigenen Zukunft. Anders als bei großen, von anonymen Aktionären gehaltenen Aktienpaketen bzw. Unternehmensanteilen und deren angestellten Managern, beginnt die strategische Planung im Mittelstand beim Unternehmer selbst.

Bei der überwiegenden Zahl der kleinen und mittelständischen Unternehmer ist das Unternehmen die wesentliche und oft auch einzige Vermögensposition und Einkommensquelle. Häufig ist auch der Ehepartner und insgesamt die ganze Familie im Unternehmen beschäftigt. Andere Einkommensquellen: Fehlanzeige. Diese einzige Vermögensposition und Einkommensquelle hängt zudem häufig am Unternehmer selbst. Denn er kennt sein Produkt, er kennt seine Kunden, er ist Vordenker und Visionär, er akquiriert die Aufträge und sorgt sich um die Finanzierung. Nicht zuletzt ist der Unternehmer oft auch sein wichtigster Mitarbeiter in der Produktion. (Übrigens, wenn ich hier von dem Unternehmer spreche, dann meine ich dabei natürlich auch die Unternehmerin – verwende aber zur Vereinfachung nur die männliche Form.)

In Dekaden planen und wirtschaften

Inhalt der strategischen Planung im Mittelstand ist daher zuallererst die Planung der Zukunft des Unternehmers. Überlegenswert ist, ob das Unternehmen vielleicht sogar generationenübergreifend in Familienhand bleiben kann und soll. Familien, die die geschaffenen Vermögen über Generationen weiterentwickeln, können Imperien erschaffen. Qualitatives und risikoarmes Wachstum braucht Zeit. Und so macht es häufig Sinn, den Standpunkt vom Unternehmer hin zur Unternehmerfamilie zu verändern und den Aufbau des Vermögens in Dekaden zu planen. Die wirtschaftlich Starken und Mächtigen der Vergangenheit – der Adel – lebt diese Denkweise vor. Ein Forstunternehmer kann heute Holz ernten, weil ein Vorfahre vor 50 Jahren Bäume gepflanzt hat. Die Devise heißt, dass der Nachfahre das ererbte Vermögen nutzt, um gut zu leben und den Vermögensstock möglichst mehrt, um ihn seinen Nachfahren weiterzugeben. Keinesfalls ist das Familienvermögen in einer Generation zu verbrauchen. Nachhaltig auf Ertrag gerichtetes Wirtschaften für die eigene Dynastie setzt die strategische Unternehmensplanung in einen neuen Rahmen. Vorher muss aber auch der mittelständische Unternehmer an seiner eigenen Zielsetzung und der eigenen Lebensplanung arbeiten.

Von der individuellen Lebensplanung zur Unternehmensplanung

Die strategische Unternehmensplanung beginnt also mit der Lebensplanung des Unternehmers selbst. Das Alter des Unternehmers spielt eine wesentliche Rolle, denn je nach Alter ergibt sich rein biologisch schon ein anderer Zeithorizont für die eigene Lebensplanung. Ein 35-jähriger Unternehmer muss andere Überlegungen anstellen, als ein 65-jähriger Unternehmer. Die strategische Fehlentscheidung, die ein 35-jähriger Unternehmer trifft, kann er im Laufe seines Unternehmerlebens leichter wieder ausmerzen als der 65-jährige. Die Neigung, Risiken einzugehen und damit auch sich bietende Chancen wahrzunehmen, wird tendenziell bei älteren Unternehmern geringer sein als bei den jungen.

So komisch es vielleicht klingt: Bevor ich mir als Unternehmer über das Geschäftsmodell, über Wettbewerber, über Zielkunden und den Lebenszyklus meiner Produkte Gedanken mache, muss ich wissen, an welcher Stelle ich in meinem persönlichen Lebenszyklus stehe und ob ich als Individuum denke oder als Unternehmerfamilie, in der es eine „Fortsetzung" gibt. Wenn sich aufgrund der Stärken im Unternehmen auf neuen Märkten Chancen bieten, muss vorher klar sein, ob es sich für mich oder meine Nachfolger lohnt, die mit jeder strategischen Entscheidung verbundenen Risiken einzugehen. Die Mär vom Homo Ökonomikus greift übrigens auch bei solchen Überlegungen deutlich zu kurz. Denn Glück entsteht ab einem bestimmten Einkommensniveau nicht durch noch mehr finanziellen Erfolg oder noch mehr Gewinn. Glück entsteht aus dem Gestalten-dürfen der eigenen Umwelt. Insofern sind Unternehmer – im wahrsten Wortsinne – in der Lage, Glück für sich zu schaffen, wenn sie ihre Zukunft planen, gestalten und etwas unternehmen.

Warum, was und wie?

Zusammenfassend heißt das also, dass sich der Unternehmer zunächst über seine persönlichen Zielsetzungen klar werden und an seiner eigenen Lebensplanung arbeiten muss, bevor die strategische Unternehmensplanung – also Fragen nach dem Geschäftsmodell, nach Markt- und Produktentwicklung sowie Zielkunden, nach Wachstum, Entwicklung und Rendite – erstellt wird. Ohne WARUM, kein WAS und schon gar kein WIE!

Text: Georg Spitz